Erlebnisse der Flucht verarbeiten

Sprechstunde für traumatisierte Kinder

Münster. Eine Spezialsprechstunde für traumatisierte Flüchtlingskinder hat das Universitätsklinikum Münster (UKM) eingerichtet. Wie das Krankenhaus am Montag mitteilte, werden jedem Betroffenen bis zu zehn therapeutische Sitzungen angeboten. „Gespräche über das Erlebte können erstaunliche Selbstheilungskräfte mobilisieren“, sagte der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKM, Georg Romer. Das Modellprojekt für die psychotherapeutische Erstversorgung wird den Angaben zufolge vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.

Viele Kinder und Jugendliche entwickelten oft erst rund zwei Jahre nach der Flucht ein auffälliges Verhalten, sagte Romer. Wenn das „nackte Überleben“ gesichert sei, mache die Seele auf die unbewältigte innere Not aufmerksam: Ängste, depressive Stimmungen oder Alpträume könnten die Kinder quälen. Schlimmstenfalls werde das Vertrauen „in das Gute einer von Erwachsenen gestalteten Welt“ dauerhaft zerstört, erklärte der Klinikdirektor.

Durch psychotherapeutische Unterstützung könne es den Betroffenen eher gelingen, mit Wut und Hass umzugehen. Die Flüchtlingsambulanz könne daher „sehr wohl einen Beitrag leisten, der Gewaltbereitschaft allgemein vorzubeugen“, sagte Romer.
Wenn über die zehn von der Ambulanz angebotenen Sitzungen hinaus weiterer therapeutischer Bedarf besteht, überweist die Klinik die Patienten nach eigenen Angaben an Psychotherapeuten oder Einrichtungen der Jugendhilfe. Familienmitglieder oder – bei unbegleiteten Jugendlichen – Betreuer würden in die Therapie mit einbezogen.
epd